Zauberer und Magier haben die Menschen von jeher fasziniert, und viele Zaubererfiguren, die wir mit Bildern aus Filmen verbinden, stammen aus viel älteren Literaturvorlagen, die entstanden sind, als an computergestützte Special Effects noch gar nicht zu denken war. Aber jeder berühmte Zauberer ist nicht nur eine mystische Figur, sondern auch ein Held, mit dem wir als Zuschauer mitfiebern oder vor dem wir uns fürchten können.
Als er acht Jahre alt war, ging Siegfried Fischbacher an einer Buchhandlung in Rosenheim vorbei, im Schaufenster fiel im ein Buch über Zauberei auf. Das wollte er haben. Fünf Mark kostete es damals, 1947. Er ging nach Hause, erledigte die Hausarbeit und hoffte, seine Mutter würde ihm dafür Geld geben. Doch die sagte ihm, er habe nur Flausen im Kopf, ein Buch über Zauberkunst. Aber Siegfried wollte es haben, ging wieder auf die Straße und fand einen Fünfmarkschein. Davon kauft er sich das Buch und seitdem hat ihn die Zauberei nie wieder losgelassen. Als er eine Show des Illusionisten Kalanag sah, stand sein Berufswunsch fest: Er wollte Zauberer werden.
Zaubershow mit Gepard
Mit 17 Jahren verließ er sein Elternhaus, arbeitete als Tellerwäscher und Kellner und schließlich als Steward auf dem Oceanliner Bremen, der zwischen Hamburg und New York fuhr. Dort zeigte er seinen Kollegen einige Zaubertricks, bis der Kapitän auf ihn aufmerksam wurde und beschloss, er solle vor den Passagieren auftreten. Auf dem Schiff lernte er auch Roy Uwe Horn kennen, einen Pagen, der mit 13 Jahren die Schule verlassen und eine Leidenschaft für Tiere hatte. Horn hatte bereits in einem Zoo gearbeitet, dort die Käfige gereinigt und die Tiere gefüttert. Er schlug Siegfried vor, bei den Zaubershows statt eines Hasen einen Geparden verschwinden zu lassen und holte Chico aus dem Zoo auf die Bremen. Der Kapitän hatte zwar erst Bedenken, aber die Passagiere waren von der Show so begeistert, dass der Gepard weiter auftreten konnte. So wurde aus dem Pagen und dem Steward das Duo Siegfried und Roy, dass mit Illusionsshows und weißen Tigern Furore machte.
Weltweiter Erfolg
Die beiden traten 1963 am Hansa-Varieté-Theater in Hamburg auf, in der Schweiz und Monte Carlo, am Lido in Paris und in Las Vegas. Siegfried und Roy eroberten die Welt. Die weißen Tiger wurden ein fester Bestandteil ihrer Zaubershows, selbst bei ihrem letzten Auftritt 2009. Zwei Glaskästen standen auf der Bühne, im linken saß ein Tiger und in den rechten ging Siegfried hinein, als weiße Tücher die Kästen kurze Zeit verdecken. Danach sehen die Zuschauer den Tiger im rechten Glaskasten und Siegfried tritt aus dem linken. Doch weiße Tiger waren für die Zauberkünstler mehr als die Attraktion für den Abend. Sie wollten die vom Aussterben bedrohte Rasse erhalten und züchteten die Tiere mit dem Zoo Safaripark Stukenbrock in Nordrhein-Westfalen und schenkten dem Phantasialand in Brühl zwei Tigerbabys. 1990 startete ihre berühmte Show im Mirage in Las Vegas. Dafür baute Steve Wynn extra ein Theater. Auf dem Gelände des Hotels entstand außerdem 1997 der Secret Garden, ein Freigelände, auf dem die Besucher weiße Tiger, Schneetiger, Schneeleoparden und Panther sehen können. 2003 greift ein weißer Tiger Roy während einer Show an und verletzt ihn schwer. Das war das Ende ihrer Bühnenkarriere. Nur 2009 standen sie noch einmal für zehn Minuten bei einer Wohltätigkeitsgala auf der Bühne. In Las Vegas traten die beiden Magier für 30 Jahre auf, dabei sahen 25 Millionen Menschen ihre Shows.