Die Geschichte der Modelleisenbahn

Die Modelleisenbahn lässt sich historisch fast so weit zurückverfolgen wie ihr großes Vorbild. Bereits 1784 baute der Engländer William Murdock erstmals ein Modell eines Dampfwagens, das zunächst allerdings noch ohne Gleise auskam. Ihren Siegeszug traten die kleinen Bahnen im 19. Jahrhundert an; spätestens gegen Ende des Jahrhunderts gab es eine Reihe von Modellen, die immer öfter auch funktionsfähig waren und Einzug in europäische Kinderzimmer hielten. Zum Antrieb dienten zunächst noch Uhrwerke, später verbreiteten sich elektrische Modelle.

Die Anfänge der Modelleisenbahn

Die ersten Modelleisenbahnen waren in der Regel keine Kinderspielzeuge, sondern prestigeträchtige Objekte mit Seltenheitswert. Bis heute erhalten ist etwa ein Modell der „Rocket“, einer von Robert Stephenson entwickelten und damals sensationell erfolgreichen Lokomotive, das Johann Wolfgang von Goethe 1829 als Geschenk von englischen Freunden erhalten haben soll. Bewundern kann man Stephensons Arbeit im Stephenson Railway Museum in North Shields, England. In dieser Zeit hatten Modelleisenbahnen in der Regel noch keine Schienen. Populär wurden sie in Deutschland um 1835, als zwischen Nürnberg und Fürth die erste Eisenbahnverbindung eröffnet wurde. In dieser Zeit wurden Modelle des berühmten „Adler“ als Ausschneidebögen verkauft und mit Zinnfiguren dekoriert.

Erste Serienfertigungen

1862 wurde durch ein englisches Unternehmen erstmals ein mit Echtdampf betriebenes Serienmodell angeboten, etwa zwanzig Jahre später kamen in größerem Umfang Spielzeuge mit Uhrwerkantrieb in den Handel. In diese Zeit fallen auch die ersten elektrischen Eisenbahnen, die mit Gleichspannung im Zweileitersystem angetrieben wurden. Die Spurweiten waren damals noch nicht standardisiert; auch die Anforderungen an die Originaltreue der Modelle waren typischerweise nicht besonders hoch. Die Modelle galten als Luxusartikel und waren vor allem in reichen, großbürgerlichen Haushalten verbreitet. Einen Ruf als Kinderspielzeug hatten sie keineswegs, stattdessen wurden als Alternative für Kinder sogar speziell billigere, einfachere Modelle angeboten.

Entwicklung der Spurweiten

Die Modelleisenbahn ist auch heute noch eines der beliebtesten Produkte für Groß und Klein. Foto:© g-konzept.de – Fotolia.com

Standardisierte Spurweiten wurden in den Neunzigerjahren des 19. Jahrhunderts durch das deutsche Unternehmen Märklin eingeführt. Sie wurden in aufsteigender Größe als 0, 1, 2 und 3 bezeichnet. Diese Bezeichnungen sind bis heute in Gebrauch. Die Spurweite 0 beträgt 32 Millimeter, was einem Maßstab von 1:48 entspricht, die nächstgrößere Spurweite 1 beträgt 45 Millimeter (1:32). Dies ist die größte Spurweite, die bis heute in Serie gefertigt wird; sie kommt häufig auf Gartenbahnen zum Einsatz. Seit dem 19. Jahrhundert hat es eine kontinuierliche Entwicklung hin zu kleineren Maßstäben gegeben. Der heute verbreitetste Maßstab ist 1:87 und wird als H0 bezeichnet, eine Abkürzung für „Halb-Null“, die Modelle sind also nur noch halb so groß wie jene, die von Märklin damals als 0 bezeichnet wurden und die kleinsten Serienmodelle ihrer Zeit waren.

Popularisierung der Modelleisenbahn

Einen Durchbruch auf dem Massenmarkt erlebte die Modelleisenbahn spätestens 1935, als die Firma Trix das Dreileiter-System einführte und damit erstmals den Betrieb von mehreren Zügen auf einer Anlage ermöglichte. Anlass war das hundertjährige Jubiläum der Eisenbahn in Deutschland. Dreileiter-Systeme waren in den Folgejahrzehnten sehr populär. Erst in den letzten 20 Jahren wurden sie wegen ihrer mangelhaften Vorbildtreue und den störenden Schleifgeräuschen auf dem Mittelgleis zunehmend zurückgedrängt. Märklin betreibt seine H0-Modelle allerdings bis heute im Dreileiter-Wechselspannungs-System.

Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Modellbahn endgültig zum Massenprodukt, und die Maßstäbe wurden weiter verkleinert. Das H0-System wurde in den Fünfzigerjahren von Fleischmann eingeführt und entwickelte sich in Westdeutschland schnell zum Standard. In Nordamerika und Osteuropa verbreitete sich dagegen die Spur TT („Table Top“) stärker, die mit 12 Millimetern (1:120) noch etwas kleiner ist. Auch die besonders kleinen Spurweiten N und Z stammen aus dieser Zeit und konnten bis heute einen nennenswerten Marktanteil behaupten.

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