Ehemals schwor man sich, durch dicke und dünne Zeiten miteinander zu gehen und hielt es in den meisten Fällen auch. Heutzutage ist die Halbwertzeit einer Ehe kürzer. Dafür sind die Ansprüche an das Zusammenleben höher geworden. Man ist wirtschaftlich nicht mehr aufeinander angewiesen. Man kann sich leisten, mehrere Ehen im Lebenslauf aufzuführen. Zudem wird bei der Eheschließung oft eine falsche Vorstellung vom Partner zur Grundlage des Eheversprechens genommen. Sexuelle und materielle Erfüllung spielen heutzutage eine größere Rolle als Kameradschaft oder Zusammengehörigkeitsgefühl. Selbst kleine Kinder hindern junge Paare nicht daran, die nicht gut laufende Beziehung vorzeitig zu beenden. Sprüche zur silbernen Hochzeit braucht dann niemand mehr zu suchen. Es kommt gar nicht erst dazu.
Sprüche zur silbernen Hochzeit gestern…
Unsere Eltern und Großeltern haben die silberne Hochzeit als unabdingbaren Teil ihres Lebensweges und des gemeinsam beschrittenen Eheweges begriffen und dieses Ziel meist auch erreicht. Nur wenn der Partner vorher starb, musste man keine Sprüche zur silbernen Hochzeit finden. Erreichte man die 25 Jahre gemeinsamer Ehe aber, wurde dies groß gefeiert. Mit liebevollen Scherzen wurden traditionell die Marottchen und Erlebnisse des Jubelpaares besungen, bedichtet oder in einer Jubiläumsschrift bildlich herausgestellt. Jeder kannte die besungenen Marottchen – oder auch nicht. Die Lacher waren garantiert, weil die Gedichte und Sprüche sehr persönlich waren und von Insiderwissen lebten. Die Scherzbeziehung war eine etablierte Art der Beziehung, die für gute Laune sorgte.
… und heute
In modernen Zeiten bedient man sich häufig des Internets, um geeignete Sprüche zu finden. Man hat oft nicht mehr die Zeit zum Dichten. Man kennt das Jubelpaar vielleicht nicht so gut oder man braucht etwas als Grundlage für eigene Dichtungen. Etwas Bekanntes umzuschreiben oder anzupassen ist eben leichter als sich selbst das Gehirn zu zermartern. Zudem ist die Dicht- und Sangeskunst nicht jedem gegeben – und wenn, dann singt man möglicherweise lieber Opernarien oder Blues als ein liebevolles Spottlied mit Reimen auf ein Jubelpaar. Unser moderner Arbeitsalltag ist mit Terminen beladen und stressig. Man macht es sich dem zu Folge gerne leichter – und das ist auch völlig legitim. Spruchsammlungen im Internet kann man heutzutage sogar per Smartphone anzapfen, falls man schon unterwegs zur Feier ist und den Spruch vergessen hat.
Hoch soll`n sie leben…
Dem Jubelpaar ist es ohnehin egal, mit welchen Sprüchen es bedacht wird. Solange die familiäre Liebe überall durchblitzt, ist alles in Butter. Man blickt stolz auf ganz andere Dinge zurück und feiert die Zuneigung zueinander, manche überstandene Krise, die Kinder und berufliche Erfolge. All dies hat man dem harmonischen Zusammenleben zu verdanken, das alles leichter gemacht hat. Ohne Krisen ging es fast überall nicht ab, aber man hat sie gemeistert. Dass man nun seine Silberhochzeit erleben darf, ist für die Eheschließung der Enkel oft nicht unwesentlich. Es schafft Vertrauen in die Institution der Ehe. Nachgewiesenermaßen sind Scheidungskinder bezüglich der Ehe weitaus skeptischer als Kinder und Enkel von Paaren, die es lange Zeit miteinander aushielten, ohne die Liebe aufzugeben.