Laut zahlreicher Branchenexperten wandert Apple nur noch auf einem schmalen Grat: Der Hersteller, dessen Macs vor allem durch die Benutzung durch professionelle Musiker oder Regisseure bekannt geworden sind, scheint sich zunehmend von diesen Nutzern abzuwenden und auf den kommerziellen Mainstream zuzugehen. So ist der MacPro technisch längst nicht mehr auf einem Stand, mit dem er sich von konkurrierenden Workstations abhebt. Bereits seit fast zwei Jahren ist kein Update der Reihe mehr erschienen, und langsam fragt man sich, ob Apple überhaupt noch eines produzieren wird.
Zwingend nötig ist dies jedenfalls nicht, denn mittlerweile sind auch die ohnehin sehr viel eleganteren iMacs ebenso in der Lage, aufwändige Video-, Musik- und Bildbearbeitung stemmen zu können. Allerdings hat sich auch hier vor allem softwaretechnisch ein erheblicher Rückschritt aus Sicht vieler professioneller Anwender ergeben: So war die Einführung von Final Cut Pro X eine riesige Enttäuschung, weil die Software nur noch einen Bruchteil des Vorgängers konnte und sogar zahlreiche essentielle Funktionen der Postproduction fehlten. Frühere äquivalente Programme wie Soundtrack Pro wurden komplett gestrichen, mittlerweile kann man lediglich durch eine Erweiterung mit Logic Pro den Ton des Films angemessen mastern.
Allerdings wurde auch die bekannte Musiksoftware funktional eingeschränkt veröffentlicht – dafür alles zu einem deutlich günstigeren Preis. Ob das aber der richtige Weg war, bezweifeln viele Kritiker. Zumindest bei Final Cut Pro X sieht es in der letzten Zeit aber wieder so aus, als würde Apple noch weiter daran arbeiten und die Software nach und nach wieder auf ein höheres Niveau heben.
Doch mit den Rückschritten in der Software nicht genug, nun will Apple auch das Betriebssystem erheblich verändern. So wird die nächste Version „Mountain Lion“ immer mehr Elemente aus iOS, Apples mobilem Betriebssystem von iPhone und iPad, übernehmen. Diese Änderungen zielen ganz klar auf Heimanwenderkunden ab, denn demnächst kann man auch mit Mac OS X Textnachrichten schreiben, Chatten, immer direkt seine E-Mails abrufen und mit sozialen Netzwerken verbunden sein – all dies wird in das Betriebssystem integriert werden. Änderungen, die professionelle Nutzer ansprechen, sucht man bisher vergebens.
Problematisch ist auch die Tatsache, dass laut vieler Quellen demnächst das 17 Zoll große Macbook Pro wegfallen soll. Wer also bisher auf dem Macbook beispielsweise Filme schnitt, wird sich wohl kaum mit einem nur 15 Zoll großen Display begnügen. All diese Anwender werden dann womöglich auf den iMac umsteigen müssen – wenn sie überhaupt noch zu Apple-Produkten greifen werden. Wie diese Entwicklung weiter verläuft, wird sich erst zeigen, wenn die neuen Macbooks und iMacs diesen Sommer erscheinen. Rosig sieht es für professionelle Apple-Nutzer aber nicht aus.